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Die Verlegerfamilie

Papa und die Zeitung - Michael und Bernhard Boll im Gespräch

Verleger sein. Ein Medienunternehmen mit ganzer Seele führen, es prägen, als verlässliche, authentische Persönlichkeit, als Vorbild für die Mitarbeiter, als Ansprechpartner für die Leser und die Menschen in der Stadt. Sich über viele Jahre die Leidenschaft bewahren fürs Publizieren, Informieren und Unterhalten – in digitalen wie gedruckten Medien. Und dabei immer auch Mensch sein.
Familienmensch. Wer könnte davon besser erzählen als Bernhard und Michael Boll? Machen sie hier auch. Natürlich gemeinsam.

Verleger… bleibt man das eigentlich für immer?
Bernhard Boll: Ich war und bin immer „die Zeitung“. Man lebt das ja förmlich. Ich habe mich stets in der Verantwortung gesehen, die Ahnenreihe der Bolls, ihre Geschichte, das Erbe meiner Väter fortzuführen. Und zwar zeitgemäß. Wenn ich an Familie denke, dann habe ich immer die Verleger vor Augen und wie ich mit ihnen groß geworden bin. Am Familientisch gab es kaum ein Essen, bei dem nicht auch über die Firma gesprochen wurde. Ich fand das immer hochinteressant. Wir haben damals ja selber noch im Verlagshaus an der Mummstraße gewohnt und man bekam derart viel Wissen über die Firma mit – das hat mir dann, als ich mit erst 21 Jahren nach dem plötzlichen Tod meines Vaters selber das Unternehmen mitführen musste, sehr geholfen. Ich habe dadurch schon früh gelernt, wie wichtig ein gewisser Weitblick für das Unternehmen ist.

Michael Boll: Ich kann das mit dem Familientisch bestätigen. Als ich Kind war, wurde bei uns auch häufig über den Verlag gesprochen, das war ganz selbstverständlich, und heute, bei uns zu Hause und mit unseren Kindern, ist das ähnlich. Ich habe das auch nie als belastend empfunden. Zeitung und Medien damals und heute – ein riesiger Unterschied. Und doch ist manches geblieben. Vor allem die Funktion lokaler Redakteure und Zeitungsmacher. Denn nach wie vor liefern sie ihren Lesern aus erster Hand die Nachrichten aus ihren Städten, aus Solingen und Remscheid. Nur eben ganz anders.

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Bernhard Boll: Damals war das bei den Kommunalwahlen ja nicht so wie heute, wo wir die ersten Ergebnisse direkt am Wahlabend in den sozialen Netzwerken veröffentlichen. Ich stand damals mit einer Tafel vor dem Medienhaus und habe mit Kreide die Wahlergebnisse aufgeschrieben, und um mich herum bildete sich eine große Menschentraube. Wenn wir heute einmal nicht die Ersten sein können mit einer neuen Nachricht, müssen wir unsere Aufgabe für diese Fälle eben anders definieren. Da muss Zeitung die Zusammenhänge einordnen, erklären, sortieren.

Michael Boll: Gestiegen ist in den vergangenen Jahren mit Sicherheit die Erwartungshaltung der Bürger, unserer Leser. Gerade weil heute in der Welt der Nachrichten vieles so unübersichtlich ist, gibt es ein starkes Bedürfnis danach, dass professionelle Redakteure und Reporter, für die der Pressekodex und seine Richtlinien wirklich etwas zählen, vor Ort sind, um ihnen die neuesten Nachrichten zu liefern. Und diese müssen stimmen. Dabei spielen Verantwortung und Vertrauen die Hauptrollen. Wie gehe ich mit einer Nachricht um? Wann sind meine Informationen, gerade wenn es ein brisantes Thema ist, so stichhaltig, dass ich sie veröffentlichen kann? Gerade in einer Zeit, in der alles immer noch schneller, noch aktueller sein muss. Dieser Herausforderung stellen sich Redakteure und Verleger jeden Tag. Und das nicht erst in Zeiten der Digitalisierung, in der ein einziger Klick reicht, um eine Meldung weltweit für jeden lesbar zu machen.

Bernhard Boll: Unsere publizistische Aufgabe ist eine von sehr hohem Wert. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Nach dem Solinger Brandanschlag haben wir beispielsweise im Hinblick auf den Jugendschutz Fotos von den minderjährigen Tatverdächtigen nicht veröffentlicht, obwohl uns diese vorlagen. Anders als manche anderen Medien. Generell hat uns die seriöse und sensible Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Brandanschlag in Solingen damals eine große Wertschätzung der Leser eingebracht. Eine enge Bindung zu seinen Lesern erreicht man nur, indem man Vertrauen aufbaut.

Und man erreicht es, indem man, anders als manch ein zentral gesteuerter Medienkonzern, über Jahrzehnte viel mehr ist als ein Chronist. Weil man sich mit Leidenschaft und Herzblut für die Stadt, in der man lebt und arbeitet, engagiert. Es entspricht schon immer dem Selbstverständnis der Familie Boll, sich für Kultur, Sport und Soziales einzusetzen, etwa mit den Aktionen „Kette der helfenden Hände“ und „Helft uns Helfen“ am positiven Image der bergischen Heimat zu arbeiten, Ideen zu entwickeln, zu sammeln und vor allem mit anderen zu teilen. Und Projekte umzusetzen, die diese Heimat dauerhaft nach vorne bringen. Das machen Michael und Bernhard Boll seit Ende 2011 in gleich zwei Städten, in Remscheid und Solingen. Denn seitdem gehört auch der Remscheider General-Anzeiger zur B. Boll Mediengruppe. Die Übernahme der Remscheider Tageszeitung samt ihrer Anzeigenblätter – für Bernhard und Michael Boll auch ein klarer Beleg für ihr Bekenntnis zur bergischen Heimat und zum Medium Zeitung.

Michael Boll: Wir hatten das Thema Übernahme ja vorab schon mal ein bisschen üben können, mit der Übernahme von wesentlichen Anteilen am erfolgreichen Anzeigenblatt „Haaner Treff“ im Jahr 2008. Und wir hatten mit Radio RSG auch schon einen sehr erfolgreichen Radiosender mit aufgebaut. Im Fall des RGA haben wir vorher lange abgewogen: Was sind die Voraussetzungen und die Herausforderungen bei einer Übernahme? Und vor allem – wo liegen die Chancen? Heute sage ich: Es war damals der richtige Schritt. In beiden Städten haben sich unsere Marktanteile positiv entwickelt. Gerade was die digitalen Medien angeht, können wir als Verleger und Herausgeber beider Zeitungen leichter neue Geschäftsfelder erschließen und innovative Ideen gleich für beide Unternehmen umsetzen. Und die Qualität unserer Arbeit dauerhaft hochhalten.

Bei der Übernahme zeigte sich auch, wie gut Bernhard und Michael Boll einander ergänzen. Der Vater nutzte seine zahlreichen Kontakte zu Verbänden und Partnerunternehmen in der Region, nicht umsonst bezeichnet er die B. Boll Mediengruppe als „Weltmeister der Kooperation“. Michael Boll kam seine juristische und betriebswirtschaftliche Ausbildung zu Gute. Gemeinsam stemmten sie die Übernahme des RGA und wagten den vielleicht größten unternehmerischen Schritt in der über 200-jährigen Geschichte des Familienunternehmens Boll.

Und heute? Ist der Generationenwechsel vollzogen. Bernhard Boll hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Michael Boll entwickelt die Mediengruppe konsequent weiter. Er weiß: Nie war die Reichweite der B. Boll-Medienprodukte in Solingen und Remscheid höher, weil Nachrichten und Informationen heute auf zahlreichen Kanälen und quasi rund um die Uhr veröffentlicht werden. Nie war zugleich die Nähe so wichtig. Die Nähe der Redakteure zu den Quellen ihrer Geschichten und ihren Lesern gleichermaßen. Die Nähe der zahlreichen Mediaberater zu ihren Kunden. Nie gab es mehr Möglichkeiten, neben der Tageszeitung, dem Anzeigenblatt, dem Online-Portal und dem Stadtmagazin noch zahlreiche weitere neue Produkte zu entwickeln. Die Image- und
Unternehmensbroschüre. Die Social-Media-Kampagne. Und einiges mehr. Gut zu wissen für Michael Boll, dass er auf diesem spannenden Weg in die Zukunft auch weiterhin auf die Hilfe und Unterstützung des Vaters setzen kann.

Michael Boll: Was mir dabei wahnsinnig hilft, ist, dass ich ein totales Vertrauen meines Vaters spüre in das, was ich tue. Das ist eine hervorragende Voraussetzung für meine Arbeit. Und ich weiß, ich kann ihn jederzeit um ein Gespräch bitten, wenn ich einen Rat brauche. Dieser Dialog zwischen Vater und Sohn Boll, dieser regelmäßige Austausch, findet dann vielleicht auch mal am Familientisch statt und nicht im Büro.

Am Familientisch gab es kaum ein Essen, bei dem nicht auch über die Firma gesprochen wurde.
Ich fand das immer hochinteressant.

Bernhard Boll

Das Solinger Tageblatt früher

Michael Boll

Kind mit Solinger Tageblatt heute

Die nächste Generation der Familie Boll